Am Weg zu den Waagschalen
Ja, die Kulturszene steht still, wir bekamen alle recht unvermittelt den Stecker gezogen und harren seither wie der Hase vor der Schlange. Einige Kollegen, die dennoch relativ rasch wieder zu Sinnen kamen, wie zum Beispiel Peter Trefflinger, haben sich mutig und gleichsam prophylaktisch öffentlich zu Wort gemeldet. Er fordert vom Staat ein Bekenntnis zum Kulturstandort Österreich, der mit einem eigenen Rettungspaket die international anerkannte Marke "Musikland Österreich" vor einem allzu schnellen Tod bewahren solle. (Der Standard 18.3.20) Wir alle jedenfalls, die wir Konzerte und kulturell motivierte zwischenmenschliche Begegnungen dies- und jenseits der Bühne schätzen, hoffen zunächst mal auf eine post-österliche (?) Wiederauferstehung der heimischen Kulturszene. Doch ich bin in Versuchung, noch einen Schritt weiter zu gehen und hoffe insgeheim auf eine weitreichendere Veränderung; auch auf das Risiko hin, dass man noch nicht sagen kann, ob unser Kerngeschäft, nämlich die Kunst- und Kulturvermittlung dann überhaupt noch eine besonders relevante Rolle spielen wird. Ich wäre jedenfalls bereit, mein eigenes künstlerisch-pädagogisches Feld zu Gunsten von mehr allgemeiner Gerechtigkeit zu räumen oder zumindest gravierend zu verändern. Schon immer anfällig für Illusionen, bilde ich mir derzeit ein, Morgenluft in nie da gewesener Intensität zu wittern. Utopia haut sich offenbar grad ganz schön ins Zeug. Als passionierter Pazifist existiert in meinem Kopf natürlich nur eine WWW (WeltWeiteWende) nach jenem friedlichen Modell, das wir 1989 im kleineren Rahmen erprobt haben. Das könnte aber ein Kardinalfehler bzw. eine grandiose Naivität sein. Wie auch immer, wir Kulturmenschen haben uns redlich bemüht, die geistige Sphäre der Welt in vielfältigster Weise auf die Eudaimonia, das "Gute Leben" (Aristoteles) auszurichten. Die Alternativszenen haben zu guten Zeiten, in denen die Tüchtigen die Grenzen des Wachstums diskret ignorierten, unermüdlich darauf hingewiesen, dass wir uns langfristig auf Kollisionskurs befinden und haben weltweit unendlich viele Beispiele gezeigt, wie es anders gehen könnte ("alternativ" - eine wunderbare Wortherleitung von lat. aliud natus est = der anders Geborene). Vielleicht reicht dieser Energiespeicher, dem wir alle mit großer Liebe und Selbstlosigkeit zugearbeitet haben, jetzt aus für eine "kultivierte" Neuordnung der Verhältnisse. Wir wissen aber auch, dass der Lack der Zivilisation mitunter dünn ist, was Karl Kraus in Die letzten Tage der Menschheit literarisch und Sigmund Freud in seinem Aufsatz Über das Unbehagen in der Kultur aus psychoanalytischer Perspektive zum Ausdruck gebracht haben. Dass es ihre letzten Tage sein werden, hoffen wir nicht, doch fest seht: die Menschheit schreitet wieder einmal zu den Waagschalen. Und wir werden sehen, wie wir als aufgeklärte, säkulare und demokratisch organisierte Gesellschaft die Gewichte nach dieser strengen Zäsur neu verteilen. Wir werden sehen, wie wir sie alleine um unser selbst Willen verteilen, nachdem wir geraume Zeit Gelegenheit hatten, uns in ein selbstbestimmtes und respektbasiertes Leben ohne Götter und Könige einzuüben. Wir werden sehen, wie groß am Ende der kleinste gemeinsame Nenner in Hinblick auf ein "Gutes Leben für alle" ausfällt. Ob es Fluch oder Segen sein wird, Zeuge dieser heiklen Phase im Lauf des Zeitlichen zu sein, weiß der Himmel. PD
Man verlangt von uns Taten, Beweise, Werke. Und alles was wir vorweisen können, ist nichts als ein verwandeltes Weinen.
(E.A. Ciora)
Information:
Aufgrund der seit 16. März verhängten Allgemeinen Ausgangssperre sind alle Veranstaltungen in ProDiagonal und Werkschule bis auf Weiteres verschoben auf spätere Termine.
Wir danken besonders den neuen Abonnentinnen und Abonnenten für ihr Verständnis und möchten uns entschuldigen, dass die neue Saison gleich mit einer Verschiebung beginnen muss. Das 1. Konzert des Jazz-Abos am 26. März ist mit Sicherheit verschoben (s.o.), das 1. Konzert der Klassik-Reihe am 23. April findet nach Maßgabe der Lage entweder statt, oder eben nicht, falls die Allgemeine Ausgangssperre bin dahin nicht aufgehoben ist. In der Werkschule sind ebenfalls alle Handwerkskurse derzeit ausgesetzt.
Wir danken für Euer Verständnis!
Do. 26. März 2020, 20:00 Uhr
I LOVE POP
mit
New Piano Trio
Florian Willeitner, viol.
Ivan Turkalj, cello
Alex. Wienand, piano
VERSCHOBEN auf unbestimmte Zeit!
Datum | Buchtitel | Vorleser_in |
Mi. 25.09.19 | Gedichte und Balladen aus der Schulzeit - Ein "Comeback" |
Franz Strasser |
Mi. 02.10.19 | Wolf Haas: Junger Mann |
Wieland Nordmeyer |
Mi. 09.10.19 |
100 Jahre BAUHAUS 1919 - 2019 Originaltexte aus dem 1. Bauhaus-Katalog von 1923 |
NN |
Mi. 16.10.19 |
Cervantes: Don Quijote |
Stefan Haslinger |
Mi. 23.10.19 | Marlen Schachinger - dzt. Stadtschreiberin Wels, Autorinnengespräch | Marlen Schachinger |
Mi. 30.10.19 |
Christine Nöstlinger: Eine Frau zu sein ist kein Sport |
Max Stein |
Mi. 06.11.19 |
Marlen Schachinger (et. al.): REQUIEM |
Margot Graf |
Mi. 13.11.19 |
Wilhelm Müller: Die Winterreise (Gedichte) |
Karin Lenglachner |
Mi. 20.11.19 |
Alice Miller: Am Anfang war Erziehung H. Liebisch: Kindheit ist nicht kinderleicht |
Martin Kranzl-Greinecker |
Mi. 27.11.19 | Joachim Mayrhoff: Wann wird es endlich wieder so wie es nie war | Wieland Nordmeyer |
Mi. 05.12.19 |
Anna Weidenholzer: Der Winter tut den Fischen gut |
Marina Einwaller |
Mi. 11.12.19 |
Aus den Psalmen Davids (Altes Testament) |
Dr. Josef Gruber |
Mi. 19.12.19 | Hermann Schreiber: Weihnachtsbrevier | Margot Graf |
Mi. 08.01.20 |
Arno Gruen: Wider den Gehorsam | NN |
Mi. 15.01.20 |
Florian Mayrhofer: H_allein (unveröffentlichter Roman) |
Florian Mayrhofer |
Mi. 22.01.20 |
Ilse Krumpöck: Das Nordlicht von Döllersheim |
Karin Lenglachner |
Mi. 29.01.20 |
Peter Härtling: Schubert (Roman) |
NN |
Mi. 25. Sept. 2019, 20:00 Uhr
"WIE FING´S DOCH AN....?"
Ein Comeback von Gedichten und Balladen aus der Schulzeit
"Die Bürgschaft": Oh Gott! die kenn ich, mussten wir auswendiglernen! So hört man oft die Leute reden. Freilich nicht ganz zu unrecht, war doch Gedichte und Balladen lernen lange Zeit ein probates Mittel, um sich im Deutsch-Unterricht den Klassikern anzunähern. Doch haben wir Schillers Schauer- und Treuegeschichte in Reimform damals wirklich verstanden? Und woran können wir uns überhaupt noch erinnern? Wir versuchen an diesem Abend also ein Comeback mit den Lyrikerfahrungen unserer Kindheit und Jugend - jetzt aber zu bessern Zeiten, und vor allem frei vom Druck, all die Verslein in Bälde auswendig hersagen können zu müssen... Wie fing´s doch an? Ahja, so irgendwie: "Hat der alte Hexenmeister, sich doch einmal...."
Es liest: Franz Strasser
Fr. 27. Sept. 2019, 20:00 Uhr
VERSCHOBEN
auf Sa. 28. Sept. 2019
PAUL GULDA
spielt BACH
Das wohltemperierte Klavier
Band 1
Wollen wir uns gleich vorweg die Frage verkneifen, was der im Konzertleben ungemein populäre, aber nicht weniger geheimnisvolle Begriff "wohltemperiert" eigentlich bedeutet. Belassen wir es dabei, festzuhalten, dass Bach hier auf eine Art der Klavierstimmung verwies, die Kompositionen in allen 12 Dur- und Molltonarten darstellbar machte. Das was Neues, denn das war bei den Cembali und Orgeln des Frühbarocks noch nicht möglich. Aber warum? Hatten die wohl noch nicht alle Tasten im Schrank? Doch! Aber trotzdem, wie gesagt, darüber lasst uns in Zeiten von www hier schweigen. (Freilich nicht ohne zuvor den ganz hartnäckig Interessierten einen Link zu einem entsprechenden Infokasten einzufügen...) Reden wir lieber darüber, dass wir uns sehr freuen, dass Paul Gulda nach zwei sehr erfolgreichen Beethoven- Konzerten im Jahr 2016 erneut in Lambach zu hören ist! Seine Wege zur Musik sind so vielfältig, wie die Musik selbst es ist. Insbesondere für Bachs großen Zyklus von 24 Präludien und Fugen ist das eine ideale Voraussetzung, denn auch Bach hatte nichts anderes im Sinn, als über viele Wege über viele Umwege, über viele Tasten, über viele Tonarten letztlich zu jener ganz großen Einheit vorzudringen, nach der wir uns alle sehnen.
Mi. 23. Okt. 2019, 20:00 Uhr
Marlen Schachinger,
derzeit Stadtschreiberin in Wels,
lädt ein zu einem
WERKSTATTGESPRÄCH
Ausgehend von ihrer jüngsten Publikation, »Kosovarische Korrekturen. Versuch über die Wahrheit« begibt sich die Literatin in einen Dialog mit dem Publikum, liest vor, fragt nach, hört zu, kommentiert. All das fügt sich letztlich zusammen zu einem faszinierenden Einblicke in ihr gegenwärtiges Schaffen. "Marlen Schachinger ist eine unberechenbare Autorin. Seit ungefähr 20 Jahren publiziert sie kontinuierlich, aber man kann nie vorhersagen, womit sie uns beim nächsten Mal überraschen wird." (Christian Schacherreiter OÖN)
Fr. 25. Okt. 2019, 20:00 Uhr
Anton Bruckner
Die NULLTE - null und nichtig?
Frühe Sinfonie in der Fassung für Klavier
zu 4 Händen.
Vierhändiges Klavierspiel war nicht nur ein notwendiger Weg, um sich in einer Zeit ohne klanglicher Speichermedien auch die großen Werke des Konzertsaals und der Opernbühne im trauten Heim in Erinnerung zu rufen, sondern es ist heute noch ein gute Möglichkeit, die musikalische Struktur der großen Orchesterwerke in aller Reinheit sich zu vergegenwärtigen. Daher ist vierhändiges Spiel nicht nur ein Kompromiss, sondern eine voll gültige Alternative, die tatsächlich neue Erkenntnisse über Bruckners Symphonik bringt.
Gerhard Hofer & Dino Sequi
Mi. 13. Nov. 2109, 20:00 Uhr
Die WINTERREISE
Gedichte
von Wilhelm Müller
Es liest: Karin Lenglachner
Fr. 15. Nov. 2019, 20:00 Uhr
Franz Schubert
SCHWANENGESANG
Wolfgang Bankl, Gesang
Felix Hornbachner, Klavier
Liederzyklus über Texte von Heinrich Heine. Schubert trifft Heine - Dramatik ist also fix gebucht. Aber wer hätte gedacht, dass Dramatik so schön sein kann?
Schönheit - ein Alias der Hoffnung?
Mi. 11. Dez. 2019, 20:00 Uhr
PSALMEN
Aus den Psalmen Davids im Alten Testament liest
Dr. Josef Gruber, BHaD
CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/
w/index.php?curid=34914346
Fr. 12. Dez. 2019, 20:00 Uhr
Joseph Haydn
ES WAR DIE LERCHE...
Berühmte und weniger berühmte Streichquartette von einem der ersten Meister dieser Gattung, der auch gleich zu einem der größten avancierte. Wie sagt das Sprichwort: Was Besseres kommt selten nach....
DejaVu Quartett
Shushanik Aleksanyan-Frühwirt // Razvan Negoita
ABGESAGT Benedict Mitterbauer // Bertin Christelbauer